Literatur-Tips vom Lese-Kreis 1

Hier die Buchtips vom Lesekreis:

11/2019
Das erste gemeinsame Buch, das wir ausgewählt haben, heißt: "Und jeden Morgen das Meer" von Karl-Heinz Ott, Hanser-Verlag, 18,00€. Es hat nur 144 Seiten und schien uns daher als Start vielleicht passend. 
Es geht in dem Buch um eine 60jährige Frau, die mit ihrem Mann eine renommiertes Sterne-Hotel-Restaurant am Bodensee geführt hat. Als der Stern weggenommen wurde und der Mann stirbt, steht die Frau vor einem Scherbenhaufen und sie wandert nach Wales aus, um dort ein heruntergekommenes Hotel zu leiten. 
Den meisten hatte das Buch gut gefallen aber eher wegen der wunderbaren poetischen Sprache. Inhaltlich empfanden fast alle das Buch traurig und -so erfasste Beate es ganz gut- grau. Bei Kaffee und leckerem Kirschkuchen ließ sich entspannt über den Roman diskutieren.
 
12/2019
Für das nächste Treffen haben wir die Biografie "Astrid Lindgren-Ihr Leben" von Jens Andersen, Pantheon-Verlag, 18.00 €, 449 Seiten, gelesen. Passend dazu gab es schwedische Leckereien zum Kaffee.
Wir fanden es interessant, mal eine Biografie zu lesen, zumal Lindgren ja alle kennen als Autorin von Pippi Langstrumpf. Uns erstaunte, was Astrid Lindgren (2002 92jährig verstorben) alles erlebt hat und wie engagiert sie im Alter noch war. Das Buch ist gespickt mit Fotos und vielen Originalaussagen und wirklich gut lesbar und unterhaltend. Es geht allerdings sehr ins Detail und man muss schon an der Person und der Zeit, in der sie lebte, interessiert sein.
 
01/2020
Als nächstes entschieden wir uns für "Brüder" von Jackie Thomae, Hanser-Verlag,430 Seiten, 23,00€ geb. Ausgabe
Es geht um zwei Halb-Brüder, die doch verschiedener nicht sein können. Beide, 1970 geboren, haben einen afrikanischen Vater, der in der DDR studiert hat, aber jeweils eine andere Mutter. Für Mick ist das leben in Berlin eine große Party, Gabriel geht als Architekt nach London: Karriere, Familie. Thema: Aufwachsen ohne Vater, eine andere Hautfarbe haben.

10/2021 ZOOM-Meeting wegen Corona
 
11/2021
Es folgte "Alte Freundinnen" von Tessa Korber, Dumont-Verlag, 16,00€ TB, 333 Seiten. Da es sich um 4 Frauen in den 60ern handelt, schien es uns passend...
Franziska (erfolglose Autorin), Annabel (ehem. Lehrerin), Nora  (Karrierefrau)und Luise (Hausfrau/Mutter) kennen sich schon seit Studienzeiten. Im Alter wagen alle aus verscheidensten Gründen, ihr altes Leben hinter sich zu lassen und gemeinsam in Franziskas Elternhaus in einem kleinen Dorf eine WG zu gründen. Verschiedene Vorstellungen und Welten prallen aufeinander und es gilt auch, einige Schwierigkeiten zu meistern. Es geht um Alter und Tod, wie will ich leben. 
Es gab viel zu reden und diskutieren über das Buch, zumal das Grundthema ja schon sehr interessant ist. Aber es gab inhaltlich einige Ungereimtheiten, nicht nachvollziehbares Verhalten einiger Protagonistinnen, unlogischen Situationen und ein schon recht einfacher Schreibstil.

01/2022
Auf Wunsch haben wir diesmal ein Buch zum Thema Klimakrise gelesen: "Unsere Welt neu denken" von Maja Göpel, Ullstein-Verlag, 11,99€ TB, 191 Seiten.
Kein Roman sondern das Sachbuch einer renommierten Ökonomin, u.a. Mitglied im Club of Rome und Mit-Initiatorin der Initiative "Scientists for Future". Wir fanden es wichtig, uns auch mit diesem Thema auseinander zu setzen, aber einige hatte schon ihre Probleme, das Buch durchzulesen. Eigentlich ist es ein Thema, dass mehr Raum benötigt und auch zu Überlegungen führen sollte, das eigene Verhalten zu hinterfragen und über alternative Lebensweisen nach zudenken. Die meisten von uns wollten dann doch einen Lesekreis, der sich hauptsächlich mit "Literatur" beschäftigt.

02/2022 
Rege diskutiert wurde über das TB-Buch "Der Sprung" von Simone Lappert, Diogenes Verlag, 12,00€, 331 Seiten. In einer Kleinstadt steht eine junge Frau auf einem Dach. Wird sie springen?
In vielen kurzen Kapiteln werden verschiedene Personen immer mal wieder in ihren aktuellen Situationen beschrieben. Einige von uns hatten damit zunächst Schwierigkeiten, da zunächst kein Zusammenhang zu der Frau auf dem Dach zu erkennen war. Wie in einem Puzzle ergibt sich aber am Ende des Buches ein stimmiges Bild und führt die Pesonen mehr oder weniger zusammen.
Uns überzeugte die Sprache, die treffenden Beschreibungen - man sah förmlich das Treiben in der Kleinstadt vor sich, blickte hinter sonst verschlossene Türen. Alle beschriebenen Personen stehen an einem Punkt, wo sie sich entscheiden müssen, wo sie aus dem Alltag gerissen werden, auf dem Sprung sind... Einige gehen gefestigt aus der Situation, für andere ändert sich alles. Ein Buch, das einen mit einem positiven Gefühl entlässt. Uns hat`s gefallen.

03/2022
Der nächste Vorschlag war "Ich, Eleanor Oliphant" von Gail Honeyman, Lübbe-Verlag, 12,00€ TB, 525 Seiten
Hauptfigur ist eine junge Frau in London, die ein einfaches, routiniertes/ritualisiertes Leben lebt, keine sozialen Kontakte pflegt und schon fast autistisch wirkt. Als sie sich verliebt, lernt sie langsam, aktiv zu werden und findet am Ende ins wahre Leben zurück.

05/2022
Um auch Krimifans zu beglücken, lasen wir das TB-Buch "Kalmann" von Joachim B. Schmidt, Diogenes-Verlag, 13,00€, 349 Seiten
Kalmann ist etwas seltsam ("Dorftrottel"?) und lebt in einem abgeschiedenen Dorf auf Island. Als er eine Blutlache im Schnee entdeckt, überrollen ihn die Ereignisse.
Alle fanden das Buch sehr gut geschrieben, aber den meisten fehlte die spannende Krimiatmosphäre. Es gibt zwar eine Kommissarin, aber keine detaillierte Schilderung ihrer Ermittlungen. Im Mittelpunkt steht Kalmann und wie er die Welt sieht und das Leben um ihn herum. Vielen von uns erinnerte Kalmann an Forest Gump.
Man erfährt einiges über das Leben der isländischen Fischer, isländische Gebräuche usw., Fangquoten, Probleme der Überfischung und den Ort gibt es in Island tatsächlich! Das Ende ist schon etwas überraschend und der Fall wird sogar aufgeklärt. Ich sage nur Gammelhai... lesenswert!
 
8/2022
Der Roman "Mittagsstunde" von Dörte Hansen, Penguin-Verlag, 336 Seiten, 12,00€, hat alle durch die Bank begeistert. Das Buch ist flott zu lesen und ein tolles Stück Zeitgeschichte.
Es geht um Ingwer Feddersen, Ende 40, Professor der Steinkunde, der aus Kiel in sein Heimatdorf Brinkebüll zurückkehrt, um seine "Alten" zu versorgen und sich über sein weiteres Leben klar zu werden. In Rückblenden wird die Veränderung des Dorfes und seiner Menschen beschrieben und der Leser begleitet Ingwer durch seinen Alltag im Haus mit seinen "Alten". Das alles wird ruhig und detailliert erzählt und die Geschichten ziehen einen in den Bann. Vieles kommt einem bekannt vor, manches hat man vielleicht selbst erlebt. Traurig, lustig, berührend... alles drin!
Der Film zum Buch ist grade in den Kinos angelaufen und absolut sehenswert.

10/2022
Nach den positiven Kritiken einer Bücherliste haben wir das Büchlein " Kummer aller Art" von Mariana Leky, Dümont-Verlag, 170 Seiten, 22,00€ geb. Ausgabe, ausgesucht.
Mariana Leky schreibt regelmässig Kolumnen in der Zeitschrift `Psychologie Heute`und hat für dieses Buch einige davon ausgewählt und überarbeitet. 
Wir dachten, eine Sammlung kurzer Geschichten wäre auch mal was und würde gut für einen längeren Zeitraum passen:mal so abends im Bett eine Geschichte... Es stellt sich jedoch heraus, dass es 39 ! Kapitel waren, fast alle nur über 4 Seiten lang. Da am Ende alle Storys im Kopf zu behalten, ist nahezu unmöglich.
Die ausgesuchten Geschichten handeln von kleinen und großen Problemchen, menschlichen Schwächen, Irrungen und Wirrungen. Dabei ist z.B. die Nachbarin Frau Wiese, die sich mit Schlaflosigkeit herumplagt oder sich aufgrund ihrer Konfliktangst nicht traut, einem lauten Nachbarn Bescheid zu sagen. Als der Briefkasten abgebaut wird, bekommt die gehbehinderte Frau Blom Probleme, Nachbar Herr Pohl hat Platzangst und die Schreiberin ein dickes Knie oder benötigt einen Schlüsseldienst...
Viele skurriele, aber auch alltägliche Begebenheiten werden humorvoll beschrieben, manchmal gibt es auch ein happy end..
Die Geschichten lassen sich gut nacheinander weglesen. Jede steht für sich und hat ihr eigenes Thema. Dabei ist es nicht hochpsychologisch oder unverständlich geschrieben - im Gegenteil. Alle Begebenheiten kommen einem sehr bekannt vor! Und lassen einen am Ende entweder nachdenklich oder auch schmunzelnd zurück. 

11/2022
Das nächste Buch wurde auch aus einer Bestsellerliste ausgesucht: "Der Buch Spazierer" von Carsten Henn, Pendo-Verlag, 222 Seiten, 15,00€ geb. Ausgabe
Buchhändler Herr Kollhoff ist noch von der alten Schule und bringt sogar einigen wenigen Kunden die Bücher persönlich nach Hause. Alle Kunden haben so ihre eigenen Macken und Probleme und der Buchhändler ist für viele fast schon ein Freund und für einige eine letzte Verbindung zur Ausenwelt. Als die neunjährige vorlaute Schascha seinen Weg durchkreuzt, wird das Leben von Herrn Kollhoff durcheinandergerüttelt. Als ihm die Besitzerin des Buchladens kündigt, bricht eine Welt für ihn zusammen und eine Katastrophe bahnt sich an...Wenn da nicht die kleine Schascha wäre und die Kraft der Bücher! Ein anrührendes, herzerwärmendes Feel-Good-Buch.
 
01/2023
An dem Bestseller "Eine Frage der Chemie" von Bonnie Garmus, Piper-Verlag, 457 Seiten, 22,00€ geb. Ausgabe, kamen auch wir nicht vorbei...
Die Geschichte spielt 1961 im prüden Amerika und Elisabeth Zott hat als Chemikerin keinen leichten Stand. Sie hat ziemlich emanzipatorische Ansichten und fällt auch sonst ständig aus der Rolle. Sie verliebt sich in einen Kollegen und zieht alleine ihre Tochter Madeline groß. Um Geld zu verdienen, nimmt sie eine Stelle in einer Koch-Show im Fernsehen an, aber auch da eckt sie mit ihrer unortodoxen Art an und verwandelt die Küche fast in ein Chemielabor. Die Hausfrauen vor dem Bildschirm sind von den lockeren Sprüchen begeistert, die Chefs dagegen nicht...Wie es ausgeht? Lies selbst!
Umwerfend komisch, skuril, viel Zeitkolorit. Toll

02/2023
" Eine gemeinsame Sache" von Anne Tyler, Kein&Aber-Verlag, 350 Seiten, geb. Ausgabe, ist eine Familiengeschichte, die 1959 mit dem ersten Sommerurlaubder Familie Garrett beginnt und 2020, zur Coronazeit, endet. Alle paar Jahre werden alltägliche Ereignisse, Begebenheiten, Begegnungen beschrieben, die zeigen, wohin und wie sich die einzelnen Familienmitglieder entwickelt haben. Alle Personen haben ihre Päckchen zu tragen, vieles wird unter den Tisch gekehrt, mitgetragen. Man ist ja eine Familie. Ein Buch, das einen über die eigene Familie nachdenken lässt, gut zu lesen!

03/2023
Im Buch " Ein Haus für viele Sommer" von Axel Hacke, Kunstmann-Verlag, 285 Seiten, geb. Ausgabe, erzählt der Journalist Hacke kleine Anekdoten und Geschichten über seine (Sommer-)Zeit in einem kleinen italienischen Dorf auf Elba. Er hat dort in einem Turm eine Wohnung und berichtet über die Tücken mit Handwerkern, Nachbarn, seinem neuen-alten Fiat und diversen Sitten und Gebräuche. Charmant, lustig, nachdenklich, Sommerfeeling! Macht Lust auf einen Italienurlaub.

04/2023
" Stay away from Gretchen - eine unmögliche Geschichte" von Susanne Abel, dtv-Verlag, 543 Seiten, TB 13,40€, handelt von Tom, Star-Nachrichtensprecher beim Fernsehen und seiner Mutter Grete, die immer mehr an Demenz leidet. Tom lebt in einer schicken Wohnung, sucht ständig neue Frauenabenteuer und hat eigentlich überhaupt keine Lust, sich um seine Mutter zu kümmern.  Als er immer öfter bei ihr nach dem Rechten sehen muß, stößt er auf unerwartet Informationen über sich und seine Mutter, die endlich auch über Vergangens redet. Dabei wird der Leser in Rückblenden in die Zeit des Nachkriegsdeutschlands geführt, wo GI´s in Heidelberg stationiert sind und Grete sich in einen farbigen Amerikaner verliebt. 
Die Geschichte ist so locker und realistisch geschrieben, dass man überlegen muß, ob es ein Roman oder eine Biografie ist. Es ist lustig, nachdenklich, spannend, sehr informativ und mit viel Zeitgeschichte über ein wenig bekannte Thema geschrieben. Unbedingt lesen!

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